Wohnste sozial ...

Dwelling Subsidized …

Wed, 04.06. 19:00
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Sat, 07.06. 21:30
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Wird in Deutschland vom Sozialen Wohnungsbau gesprochen, denken viele an die mit öffentlichen Mitteln errichteten Großsiedlungen, die einkommensschwachen Haushalten einst modernen Wohnkomfort boten. Doch es liegt ein Missverständnis vor: Der Soziale Wohnungsbau ist weder eine Gebäudeklasse noch ein nachhaltig preiswertes Marktsegment, sondern in erster Linie ein Förderprogramm für Investoren. Trotz der Defizite der hiesigen sozialen Wohnraumversorgung und auch wenn die Umkehr zu einer behutsameren Stadtentwicklung in den 1980er-Jahren nicht vor Verdrängung durch Immobilienspekulation schützt, wirkt die Geschichte des erfolgreichen Widerstands gegen Abriss und Neubau fort. 

Die »Hamburger Positionen« zeigen, wie eng der Kampf um die sozial gerechte, bezahlbare und gemischte Stadt mit der Herstellung von Gegenöffentlichkeit verbunden war und ist. Gerade in Hamburg lässt sich die Tradition eines künstlerisch geprägten Stadtaktivismus ausmachen. Das Programm »Wohnste sozial…« führt von der Amsterdamer Wohnungsmisere der 1960er-Jahre bis zur Erinnerung an Kemal Altun. Die Kurzfilme in »…haste die Qual« verbinden spezifische Hamburger Konflikte um die Sanierungspolitik mit der Aktualität der Klassenfrage.

Kuratiert von Florian Wüst

Vier muren (Four Walls)
Niederlande 1965 | Schwarz-Weiss | 22:00 | Niederländisch

Vier muren (Four Walls)
Netherlands 1965 | Black & White | 22:00 | Dutch

Vier muren (Vier Wände) ist ein filmisches Essay über das Wohnungsproblem in Amsterdam Mitte der 1960er-Jahre, das mit Zeichnungen und Modellen des niederländischen Architekten Herman Hertzberger beginnt. Deren utopisches Versprechen kommentiert Johan van der Keuken im Voiceover: »Es gibt eine Welt der Formen in unserer Reichweite, menschlich und voller Imagination. Doch die meisten Menschen leben in Finsternis, unzählige von ihnen im Elend, ohne jeden Schutz.« Im Wohnungsamt der Stadt machen diejenigen, die unter den erbärmlichen Bedingungen wohnen müssen, ihrem Unmut Luft.

Vier muren (Four Walls) is a cinematic essay on the housing problem in Amsterdam in the mid 1960s. It opens with drawings and scale models by Dutch architect Herman Hertzberger. In the voice-over, Johan van der Keuken comments on the utopian promise of those designs: »There is a world of forms, human and rich in imagination, within our reach. But most people live in gloom, countless of them in misery, without protection.« Those who have to live under the wretched conditions air their grievances in the Public Housing Department of the city.


Regie, Kamera, Editing, Ton: Director, Director of photography, Editing, Sound design: Johan van der Keuken
Verleihfirma: Distributor: EYE Filmmuseum

Filmographie: Filmography:

(Selection) Onvoltooid tegenwoordig (2002), De Grote Vakantie (2000), Amsterdam Global Village (1996), De platte jungle (1978), De tijdgeest (1968), Paris a l'Aube (1957)


Osdorfer Born. Werbefilm für die »Hamburger Bautage 1969«
BRD 1969 | Schwarz-Weiss | 10:30 | Deutsch

Osdorfer Born. Werbefilm für die »Hamburger Bautage 1969«
West Germany 1969 | Black & White | 10:30 | German

Fünf Filmstudent:innen der HFBK erhielten von der Baubehörde den Auftrag, anlässlich der im Herbst 1969 stattfindenden Bautage je einen Hamburg-Werbefilm zu drehen. Christian Bau entschied sich für ein kritisches Porträt des Osdorfer Born, Hamburgs erster Großsiedlung in Plattenbauweise, ab 1967 von der Neuen Heimat, der SAGA und anderen Wohnungsunternehmen am westlichen Rand der Stadt erbaut. Die auf 16mm gedrehten Bilder unterlegte er mit Interviewpassagen sowie einem Text, den er dem Wohnungsbauprogramm der SAGA entnommen hatte. Der Auftraggeber war wenig begeistert, der Film verschwand über Jahrzehnte im Giftschrank und kann nun erstmals im Kino gezeigt werden.

On the occasion of the »Construction Days« in the autumn of 1969, the Hamburg Building Authority commissioned five HFBK film students to film one Hamburg commercial each. Christian Bau opted for a critical portrait of Osdorfer Born, Hamburg's first large-scale, prefabricated housing estate, which had been built from 1967 by Neue Heimat, SAGA and other housing companies on the western edge of the city. The images, shot on 16mm, were accompanied by interview passages and a text taken from SAGA's housing construction program. The client was less than enthusiastic, the film disappeared into a closet for decades and can now be shown for the first time in the cinema.


Regie: Director: Christian Bau
Ton: Sound design: Thomas Kukuck

Filmographie: Filmography:

(Selection) Der Tote im Livestream (2022), Snapshot Mon Amour (2014), Axensprung (2004), Die Kritische Masse (1998), Thedebadfilm (1984), Ottensen kämpft – wenn das so kommt (1972-1975), Anfangszeiten (1966)


Cronología (Chronology)
Deutschland 2010 | Schwarz-Weiss und Farbe | 12:00 | Spanisch, Deutsch, Englisch

Cronología (Chronology)
Germany 2010 | Black & White and Color | 12:00 | Spanish, German, English

Rosana Cuellars Found-Footage-Film gleicht einem Puzzle, das die Subtexte des städtischen Wiederaufbaus im Nachkriegsdeutschland in Form einer subtilen emotionalen Montage hervorholt. Die mit neuer Tonebene versehenen Bilder stammen aus Archivmaterial der Neuen Heimat, einem gemeinnützigen Wohnungsunternehmen des Deutschen Gewerkschaftsbunds mit Hauptsitz in Hamburg, das den westdeutschen Städtebau über lange Zeit prägte. Im Rahmen eines Seminars der HFBK-Experimentalfilmklasse von Robert Bramkamp entstanden neben Cronología eine Reihe weiterer Kurzfilme aus dem Neue Heimat-Fund.

Rosana Cuellar’s found-footage film is like a puzzle that brings out the subtexts of urban reconstruction in post war Germany in the form of a subtle emotional montage. The images, which are combined with a new soundtrack, originate from archival material by Neue Heimat, a non-profit housing company of the Deutscher Gewerkschaftsbund headquartered in Hamburg, which shaped West German urban development for a long time. As part of a seminar in Robert Bramkamp's HFBK experimental film class, several short films, among them Cronología, were made from the Neue Heimat find.


Regie, Editing, Music: Director, Editing, Music: Rosana Cuellar
Ton, Music: Sound design, Music: Sebastian Meyer
Ton: Sound design: Silvio Naumann
Music: Music: Marlene Denningmann
Music: Music: Sophia Kennedy
Verleihfirma: Distributor: VETO Film

Filmographie: Filmography:

Tender Cords (2023), La llorona (2019), The Annunciation (2018), Feuer meiner Lenden (2017), A Woman Named Yssabeau (2012)


Mietersolidarität
BRD 1970 | Schwarz-Weiss | 13:00 | Deutsch

Mietersolidarität
West Germany 1970 | Black & White | 13:00 | German

Der ehemalige DFFB-Student und Filmemacher Max D. Willutzki zog 1969 ins Märkische Viertel (MV), einer zwischen 1963 und 1974 erbauten Großsiedlung für 60.000 Bewohner:innen am Rand von West-Berlin. Zusammen mit Christian Ziewer und anderen dokumentierte er die politische Stadtteilarbeit im MV. Die dabei entstandenen »Basisfilme« bildeten den Ausgangspunkt des späteren Basis-Film Verleihs. Mietersolidarität zeigt, wie es dem Arbeitskreis Mieten und Wohnen gelingt, die Zwangsexmittierung der mehrköpfigen Arbeiterfamilie Puhle, die ihre Miete nicht mehr zahlen kann, zu verhindern.

The former DFFB student and filmmaker Max D. Willutzki moved to the Märkisches Viertel (MV) in 1969, a large housing estate built between 1963 and 1974 for 60,000 residents on the outskirts of West Berlin. Together with Christian Ziewer and others, he documented the political neighbourhood work on the estate. The resulting »Basis-Filme« formed the starting point for the later Basis-Film distribution company. Mietersolidarität shows how the Arbeitskreis Mieten und Wohnen (workgroup rents and housing) succeeds in preventing the forced eviction of the working-class Puhle family, who can no longer pay their rent.


Regie, Script: Director, Script: Max D. Willutzki
Script: Script: Christian Ziewer

Filmographie: Filmography:

Die Faust in der Tasche (1978), Vera Romeyke ist nicht tragbar (1976), Der lange Jammer (1973), Die Besetzung (1970), Nun kann ich glücklich und zufrieden wohnen (1969), Ein Platz für G. (1966)


Fremdennacht
Deutschland 1992 | Farbe | 15:00 | Deutsch

Fremdennacht
Germany 1992 | Color | 15:00 | German

Ayşe Polats experimenteller Kurzspielfilm Fremdennacht handelt von Kemal Altun, einem türkischen Asylbewerber, der sich 1983 im Alter von 23 Jahren aus Angst vor seiner Abschiebung aus dem Fenster eines Westberliner Gerichtssaales stürzte. Altuns Situation wird mit der des Schriftstellers Georg Büchner in Beziehung gesetzt. Büchner starb 1837 an Typhus, vereinsamt im Züricher Exil, wo er sich auf der Flucht vor der hessischen Obrigkeit befand. Was dachte Büchner am Ende seiner langen Verfolgung? Was fühlte Altun am Vorabend seines Selbstmords, der letzten Freiheit, die ihm blieb?

Content notes: Suicide or self-harm

Fremdennacht is an experimental short fiction film about Kemal Altun, a Turkish asylum seeker who threw himself out of the window of a West Berlin courtroom in 1983 at the age of 23 out of fear of being deported. Altun's situation is related to that of the writer Georg Büchner. Büchner died of typhus in 1837, during his lonely Zurich exile, where he was on the run from the Hessian authorities. What did Büchner think at the end of his long persecution? What did Altun feel on the eve of his suicide, his ultimate freedom?

Content notes: Suicide or self-harm


Regie, Script: Director, Script: Ayşe Polat
Script: Script: Basri Polat
Kamera: Director of photography: Uli Fischer
Editing: Editing: Michèle Barbin
Ton: Sound design: Per Rabe
Ton: Sound design: René Plettner
Music: Music: Jonas Landerschier
Verleihfirma: Distributor: archiv@kinemathek-hamburg.de

Filmographie: Filmography:

(Selection) Tatort: Borowski und das unschuldige Kind von Wacken (2023), Im toten Winkel (2023), Die Erbin (2013), En Garde (2004), Auslandstournee (2000), Ein Fest für Beyhan (1994), Entfremdet (1991)


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