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Im Ausstellungsraum des Kurzfilm Festivals Hamburg präsentieren wir die Ausstellung »Fragile Spuren: Archive im Konflikt« in Kooperation mit dem Goethe-Institut im Exil und Goethe-Institut Sudan.

Der Sudan: ein Land im Krieg. Flucht, Exil, Trauer. Ein Blick zurück. Die eigene und die nationale Identität im Rauch der Bomben verschwunden? Ausgehend von der sudanesischen Revolution 2019 wirft diese Ausstellung einen Blick auf die Gegenwart. Familien sind zerrissen, Strukturen zerstört. Was bleibt, fragen die Künstler:innen. Welche Erinnerungen werden weitergetragen?

Neben filmischen Arbeiten und Fotografien von Ala Kheir und André Lützen, Roopa Gogineni, Metche Jaafar und Rund Alarabi stellt die Ausstellung die multimediale Online-Archiv-Plattform SIKKA vor. In ihr zeigt sich, wie die Geschichte des sudanesischen Volkes durch Interviews, Filme und Fotografien bewahrt werden kann – und wie ein community-based Online-Archiv in Zeiten von Konflikten zum kulturellen Gedächtnis wird.

Kuratiert von Larissa-Diana Fuhrmann, Maike Mia Höhne und Qutouf Elobaid.

Täglich kostenlos geöffnet ab 11 Uhr.

Ausstellungseröffnung

Opening Night

Di, 04.06. 19:00

Die Kuratorin Larissa-Diana Fuhrmann eröffnet gemeinsam mit der Künstlerin und Aktivistin Eythar Gubara sowie Maximilian Röttger, Projektmanager Goethe-Institut im Exil, die Ausstellung „Fragile Spuren: Archive im Konflikt“ mit Arbeiten sudanesischer Künstler:innen.

Curator Larissa-Diana Fuhrmann, together with artist and activist Eythar Gubara and Maximilian Röttger, project manager of Goethe-Institut im Exil, will open the exhibition “Fragile Traces: Archives in Times of Conflict” with works by Sudanese artists.

Fragile Spuren: Archive im Konflikt

Fragile Traces: Archives in Times of Conflict

Mi, 05.06. 11:00

Öffnungszeiten Ausstellung: 

Mi, 5. Juni - So, 9. Juni: ab11:00 Uhr

Der Sudan. Ein Land im Krieg. Eine Nation, die von großer Hoffnung während der gewaltlosen Revolution in große Hoffnungslosigkeit in der aktuellen Krise gestürzt wurde. Der Sudan – beim Kurzfilm Festival Hamburg im Fokus. 

Künstler:innen besitzen die Fähigkeit, historische Ereignisse und kulturelle Nuancen in visuelle, auditive und haptische Formen zu übersetzen. Im komplexen Geflecht von Geschichte, Politik und Kultur treten sie als Archivist:innen des kollektiven Gedächtnisses und oft auch der Oral History einer Nation hervor. In dieser Rolle als Archivar:innen hinterfragen Künstler:innen die herkömmlichen Vorstellungen von Geschichte und Erinnerung und erweitern den Geltungsbereich archivarischer Praktiken, um vielfältige Perspektiven, unerzählte Geschichten und marginalisierte Stimmen einzubeziehen. Sie verstärken Stimmen, die zum Schweigen gebracht wurden, beleuchten vergessene Geschichten und konfrontieren mit unbequemen Wahrheiten, die durch die Arbeit traditioneller Archive oft übersehen werden. Durch diese verschiedenen Ausdrucksformen erfassen Künstler:innen Narrative und bewahren Emotionen und Erfahrungen, die unser kulturelles Erbe prägen und spannen eine Brücke in die Zukunft. Geschichte wird in seiner Komplexität erlebbar. Der Widerspruch ist Teil des Ganzen. Erst durch den Widerspruch eröffnen sich neue Wege zum Verständnis der Geschichte. Damit regen sie zum Dialog, zur Reflexion und zum kritischen Umgang mit historischen Narrativen an. Manipulation, Revisionismus und Auslöschung sind Teil von Geschichte. Umso wichtiger ist es, dass die Geschichten der Vergangenheit lebendig, relevant und für alle zugänglich bleiben. Besonders in Zeiten politischer Instabilität und gewaltsamer Konflikte spielen Künstler:innen deswegen eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung von Geschichte(n).  Als Reaktion auf den Ausbruch des Krieges im April 2023 im Sudan haben viele Künstler:innen ihre Arbeit intensiviert, um die dramatische Situation zu dokumentieren und für die Zukunft zu sichern. Im Sudan selbst und später im Exil in Kairo, Katar, Nairobi oder Kampala nutzen sie diverse Medien, um auf sich und die gewaltsame Zerstörung aufmerksam zu machen, zu erklären, wie es dazu kommen konnte, oder Zukunftsperspektiven zu schaffen. Es sind fragile Spuren, denen die Künstler:innen mit ihren Arbeiten folgen. Sie greifen zurück auf ihre privaten Archive, auf Momentaufnahmen, auf das kollektive Gedächtnis, um uns als Zuschauenden einen Einblick zu geben in ein Land im Krieg. Fotografie spielt eine große Rolle in der Ausstellung. Mit dem Projekt »Postcards from Khartoum« haben die Fotografen André Lützen und Ala Kheir eine Plattform geschaffen, über die Momentaufnahmen aus Khartum, aus dem Sudan geteilt werden können. Ala Kheir, der die Situation vor Ort nach Ausbruch des Krieges dokumentiert hat, unterstützt nun aus dem Exil andere Fotograf:innen. Die Fotografin Metche Jaafar hat den friedlichen Widerstand der Zivilbevölkerung 2019 begleitet. Ihre Arbeit fängt das emotionale Gewicht des Aufstandes ein, ohne einen Anspruch auf Objektivität zu erheben. Es sind Bilder vom Leben, von Hoffnung und Solidarität. Rund Alarabi, Mitglied des Künstlerinnenkollektivs Locale, lädt die Besucher:innen ein, einen Auszug ihres persönlichen Fotoarchivs zu betrachten. In der Arbeit »Circa Now« verknüpft sie die Geschichte ihres Landes über die Bilder ihrer Familie mit der Gegenwart. Die filmische Arbeit »Suddenly TV« von Roopa Gogineni zeigt eine Gruppe junger Revolutionäre, die während eines Sitzstreiks einen imaginären Fernsehsender gründen und damit einer Vision eines neuen Sudan Ausdruck verleihen. Neben ihren individuellen künstlerischen Praxen beteiligen sich viele sudanesische Künstler:innen auch aktiv an institutionellen Archivierungsprojekten. Ein großes Projekt ist das vom Goethe-Institut Sudan initiierte SIKKA-Projekt. »Sikka« ist »der Weg« auf Arabisch. Eine in der Diaspora lebende Autor:innenschaft von Künstler:innen und Kulturschaffenden sammelten  Dokumente, Fotografien und Aufnahmen, die während der Revolution 2019 entstanden sind. Die Energie, die damals von der Straße ausging, die Kraft der Vielen, die Veränderung möglich gemacht hat, alles, was jetzt im Krieg begraben ist, hat so wenigstens einen Ort. Staatliche Kulturinstitutionen spielen im Sudan eine zentrale Rolle bei der Archivierung des nationalen Erbes. Das Nationalmuseum in Khartum beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Artefakten und Dokumenten, die die jahrtausendealte Geschichte des Landes widerspiegeln. Die nationale Rundfunk- und Fernsehanstalt verfügt über umfangreiche Ton- und Bildaufnahmen, die wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten der sudanesischen Geschichte festhalten. Doch der Ausbruch des Krieges im April 2023 hat verheerende Folgen für diese staatlichen Archive gehabt. Viele Einrichtungen wurden gezielt angegriffen und zerstört, wodurch unersetzbare Kulturgüter unwiederbringlich verloren gingen. Auch private Sammlungen in Privathaushalten fielen den Kämpfen zum Opfer, als Soldaten Häuser plünderten und Familienerbstücke raubten. In dieser bedrohlichen Situation erweisen sich die in den letzten Jahren vorangetriebenen digitalen Archivierungsprojekte als wahrer Rettungsanker für das kulturelle Erbe des Sudan. Verschiedene private und institutionelle Initiativen konnten zumindest einen Teil der gefährdeten Materialien sichern, indem sie diese in digitaler Form erfassten und online zugänglich machten. Durch diese Bemühungen gelang es, wertvolle Zeugnisse der sudanesischen Vergangenheit und Gegenwart vor der Zerstörung zu bewahren. Durch ihre kreativen Praktiken, ihr Engagement in individuellen und institutionellen Projekten und ihre Zusammenarbeit mit staatlichen Kultureinrichtungen tragen Künstler:innen maßgeblich dazu bei, die vielfältigen Narrative und Traditionen des Sudan für zukünftige Generationen zu sichern. Gerade angesichts der  Zerstörung durch den aktuellen Krieg erweisen sich diese Bemühungen als unschätzbar wertvoll, um das reiche Erbe des Landes zu bewahren und seine Identität auch in Zeiten des Konflikts lebendig zu halten.

Kuratorinnen: Qutouf Elobaid (Locale SD), Larissa-Diana Fuhrmann und Maike Mia Höhne


Opening Hours Exhibition: Wed, June 5 - Sun, June 9: From 11 am till late

Sudan. A country at war. A nation where hopes ran high during a peaceful revolution, only to be dashed and give way to great hopelessness in the current crisis. Sudan – in focus at Kurzfilm Festival Hamburg. 

Artists possess the ability to translate historical events and cultural nuances into visual, auditive and haptic forms. In the complex nexus of history, politics and culture, they come to the fore as archivists of collective memory and often also of the oral history of a nation. In this role as record-keepers, artists challenge the conventional notions of history and memory and extend the purview of archival practices to incorporate diverse perspectives, untold stories and marginalised voices. They amplify voices that have been silenced, illuminate forgotten stories and confront with uncomfortable truths that are often overlooked by the work of traditional archives. Through these various forms of expression, artists record narratives and conserve emotions and experiences that shape our cultural heritage and build a bridge to the future. History becomes accessible to experience, in all its complexity. The contradiction is part of the whole. Indeed, it is the contradiction that serves as a catalyst for opening new ways of understanding history. In this way, artists encourage dialogue, reflection and a critical approach to historical narratives. Manipulation, revisionism and erasure are part of history. That is why it is all the more important that the stories of the past remain alive, relevant and accessible to all. For this reason, it is especially in times of political instability and violent conflict that artists play a decisive role in the preservation of history and stories. As a reaction to the outbreak of war in Sudan in April 2023, many artists intensified their work, in order to document the dramatic situation and preserve it for the future. Inside Sudan itself and later in exile in Cairo, Qatar, Nairobi or Kampala, they use diverse media to call attention to themselves and the violent destruction, to explain how it could come to all this, or to create perspectives for the future. These are fragile traces that the artists follow in their works. They reach back to draw on their private archives, on snapshots, on collective memory, to give us, as onlookers, insight into a country at war. Photography plays a major role in the exhibition. With the project »Postcards from Khartoum«, photographers André Lützen and Ala Kheir have created a platform that makes it possible to share snapshots from Khartoum, from Sudan. Ala Kheir, who documented the situation locally following the outbreak of the war, now supports other photographers from exile. Photographer Metche Jaafar followed the peaceful resistance of the civilian population in 2019. Her work captures the emotional weight of the uprising, without making any claim to objectivity. These are images of life, of hope and solidarity. Rund Alarabi, a member of the artist collective Locale, invites exhibition attendees to view an excerpt from her personal photo archive. In her work »Circa Now«, she connects the history of her country with the present via images of her family. The film-based work »Suddenly TV« by Roopa Gogineni depicts a group of young revolutionaries founding an imaginary TV station during a sit-down strike, giving expression to a vision of a new Sudan. In addition to their individual artistic practices, many Sudanese artists are also actively involved in institutional archiving projects. One major example is the SIKKA project, initiated by the Goethe-Institut Sudan. »Sikka« means »the path« in Arabic. A group of authors living in the diaspora, composed of artists and cultural workers, gathered documents, photographs and recordings made during the revolution of 2019. The energy emanating from the street at the time, the power of the many that made change possible, everything now buried in the war now at least has a place of its own. State cultural institutions play a central role in Sudan in the archiving of national heritage. The National Museum in Khartoum is home to an impressive collection of artifacts and documents that reflect the millennia-old history of the country. The national radio and television broadcasting companies possess extensive sound and image recordings that capture important events and personalities in Sudanese history. The outbreak of war in April 2023 has had disastrous consequences for these state archives. Many facilities were specifically targeted for attack and destroyed, leading to the irretrievable loss of irreplaceable cultural artifacts. Private collections in private households also fell victim to the fighting, as soldiers plundered residences and robbed family heirlooms. In this threatening situation, the digital archiving projects advanced in recent years are proving to be real lifelines for the cultural heritage of Sudan. Various private and institutional initiatives have at least been able to secure a portion of the endangered materials, by capturing them in digital form and making them accessible online. These efforts have succeeded in rescuing valuable testaments to Sudan's past and present from destruction. Through their creative practices, their involvement in individual and institutional projects and their co-operation with state-run cultural institutions, artists contribute significantly to safeguarding the diverse narratives and traditions of Sudan for future generations. In particular in light of the destruction wrought by the current war, these efforts have proven themselves to be inestimably valuable in preserving the country's rich heritage and keeping its identity alive in times of conflict as well.

Curated by Qutouf Elobaid (Locale SD), Larissa-Diana Fuhrmann and Maike Mia Höhne.


Guided Tour

Guided Tour

Fr, 07.06. 13:00

So, 09.06. 15:00

Führung durch die Ausstellung mit den Kuratorinnen Larissa-Diana Fuhrmann und Maike Mia Höhne und den anwesenden Künstler:innen.

Guided tour through the exhibition with the curators Larissa-Diana Fuhrmann and Maike Mia Höhne and the artists present.

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